Notgemeinschaft Nordhorn-Range

Nun „direkter Draht“ für Lärmbeschwerden

Beitrag vom 14.03.2009

Zahl der Übungs-Anflüge 2008 weiter auf niedrigem Niveau – 2009 zusätzliche Oster-Flugpause

rm Nordhorn. Die Belastungen für die Bevölkerung im Umfeld von Nordhorn-Range waren am Donnerstag wieder Hauptthema der Jahrestagung der so genannten Fluglärmkommission, in der die Bundeswehr Vertreter der umliegenden Städte und Gemeinden sowie der Bürgerinitiative „Notgemeinschaft Nordhorn-Range“ über das Übungsgeschehen im vergangenen Jahr informierte. Brigadegeneral Wolfgang Brüschke, als stellvertretender Befehlshaber im Wehrbereich I zuständig für die Verwaltung des Schießplatzes, und Brigadegeneral Harald Riedel, stellvertretender Divisionskommandeur der 2. Luftwaffendivision und damit verantwortlich für den Übungsbetrieb, informierten die Behördenvertreter über Flugbewegungen und Lärmbelastungen.

1601 Zielanflüge habe es 2008 auf der Range gegeben, teilten die Platzbetreiber mit. Das sind 3,8 Prozent mehr als 2007. Damals war mit 1542 Anflügen die bisher geringste Übungstätigkeit in der Geschichte des Schießplatzes verzeichnet worden. Den bisher intensivsten Übungsbetrieb unter deutscher Regie hatte es 2004 gegeben. Damals waren 5050 Zielanflüge gezählt worden. Zu Zeiten der Royal Air Force hatte die Zahl der Zielanflüge Mitte der 1990er Jahre noch bei rund 16000 gelegen.

Deutlich eingeschränkt hat die Luftwaffe 2008 die Nachtflugübungen auf der Range: In den vier Sommermonaten hatte es überhaupt keine Nachtanflüge gegeben, im Frühjahr und Herbst zusammen knapp 100. „Alle Nachteinsätze wurden in der Zeit zwischen Sonnenuntergang und 22 Uhr geflogen“, betont General Harald Riedel. Damit beschränke die Luftwaffe die Platznutzung freiwillig im Interesse der Anwohner, obwohl die Range bis 23.30 Uhr angeflogen werden dürfe.

Zwei Neuerungen präsentierte die Bundeswehr den Teilnehmern der Lärmschutzkonferenz diesmal: Mit Oberstleutnant Werner Schwarzer informierte erstmals ein Vertreter des Transporthubschrauberregiments 15 aus Rheine über den zunehmenden Hubschrauberflugbetrieb in der Region. Und vom Kölner Luftwaffenamt stellte Oberst Hans-Ludwig Rau ausführlich die Möglichkeit vor, Lärmbeschwerden über eine Telefon-Hotline direkt an die Flugüberwachung in Köln zu richten.

Die kostenlose Telefon-Hotline unter der Rufnummer (0800) 8620730 verbinde Beschwerdeführer direkt mit der Flugüberwachung in Köln. Dort könne der Sachbearbeiter die Beschwerde anhand aktueller Radardaten sofort überprüfen. „Der Bürger bekommt sofort eine Antwort“, verspricht Oberst Rau. Und Luftwaffengeneral Riedel versichert, auch die Bundeswehr habe „großes Interesse an einem regelkonformen Flugbetrieb“. Deshalb werde jeder Beschwerde nachgegangen.

Die zunehmenden Anrufe wegen lauten Hubschrauber-Geknatters veranlassten die Militärs, erstmals einen Vertreter der Heeresflieger aus Rheine zur Sitzung der Lärmschutzkommission hinzuzuziehen. Oberstleutnant Werner Schwarzer informierte die Teilnehmer über den Übungsflugbetrieb der schweren Transporthubschrauber, die sowohl tagsüber als auch nachts über der Obergrafschaft, aber auch über dem Raum Nordhorn und dem Raum Wietmarschen-Nordlohne ihre Bahnen ziehen.

Obwohl die schweren „Sikorski“-Helikopter hin und wieder auch auf der Range üben, hat der Flugbetrieb größtenteils mit Nordhorn-Range nichts zu tun. Die Hubschrauber üben vielmehr im Rahmen bundesweiter Tiefflugkorridore für Nacht- und Tiefflugeinsätze. „Unser Regiment steht seit vielen Jahren im Einsatz in Afghanistan“, so Schwarzer. „Dafür müssen wir unsere Piloten hier bestmöglich ausbilden.“

Auch über die Rahmenbedingungen und Belastungen dieses Flugbetriebes können sich Bürger direkt informieren. Dazu veranstaltet das Transportfliegerregiment in Rheine am 25. März einen Informationsabend. Er beginnt um 18 Uhr im Offiziersheim der dortigen Theodor-Blank-Kaserne.

In diesem Jahr soll es – wie bereits angekündigt – auf Nordhorn-Range erstmals auch eine Oster-Flugpause geben: In der Karwoche vom 6. bis 9. April ruht der Übungsbetrieb. Die Luftwaffe setzt damit eine Anregung von Verteidigungsminister Franz-Josef Jung um. Ob eine solche Osterflugpause auch 2010 möglich ist, werde noch geprüft, so General Riedel.

Weitergehen wird auf jeden Fall in diesem Jahr der Ausbau der Infrastruktur auf dem Schießplatz. Nachdem der Verwaltungs- und Kasernentrakt fertig ist, soll nun ein neues Wachgebäude entstehen. Für 2010 ist der Neubau einer Feuerwache geplant.

„Die Luftwaffe hält weiter an ihrem Bedarf für drei Luft-Boden-Schießplätze fest“, erklärte General Wolfgang Brüschke. Die Plätze Nordhorn-Range und Siegenburg (Bayern) sollten beibehalten werden, aber so bald wie möglich durch Inbetriebnahme des Platzes im brandenburgischen Wittstock ergänzt werden. Ob es je dazu kommt, hängt vom Ausgang verschiedener Gerichtsverfahren ab. Das nächste wichtige Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg soll am 26. März gesprochen werden.