Notgemeinschaft Nordhorn-Range

Notgemeinschaft hofft auf Unterstützung

Beitrag vom 16.11.2010

Morgen Kundgebung vor dem Kreishaus

Von Irene Schmidt - Nordhorn. Am morgigen Mittwoch verschafft sich der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages vor Ort ein Bild von den Belastungen für die Region durch den Luft-/Boden-Schießplatz Nordhorn Range. Nach einem Ortstermin, an dem ab 9 Uhr nur der Ausschuss, Angehörige des Bundesministeriums der Verteidigung, des Militärs sowie einzelne geladene Gäste teilnehmen dürfen, beginnt gegen 11 Uhr in der Kreisverwaltung in Nordhorn eine Beratung, in der Betroffene ihre Positionen deutlich machen können. Dazu gehören Landrat Friedrich Kethorn, der sich als Privatbetroffener an den Petitionsausschuss gewandt hat, die Bürgermeister der betroffenen Kommunen sowie Sprecher der Notgemeinschaft Nordhorn Range, der Kirchen und Vertreter der Bundeswehr.

Gegen 10.30 Uhr trifft der Ausschuss im Bus vor der Kreisverwaltung an der Van-Delden-Straße ein. Das ist, nach Ansicht von Detlef Rüger, einem der Sprecher der Notgemeinschaft, „der ideale Zeitpunkt“ für Bürgerinnen und Bürger, „ihre Betroffenheit zum Ausdruck zu bringen“. Die Menschen der Region könnten vor dem Petitionsausschuss ein Zeichen setzen, meinte Rüger gestern in einem Gespräch mit den GN: „Wer sich beteiligen möchte, sollte um 10.15 Uhr kommen.“

Rüger hofft, dass sich auch Schüler der umliegenden Schulen an der etwa halbstündigen Kundgebung beteiligen. „Das wäre echter politischer Anschauungsunterricht“, meinte Rüger: „Die letzten zehn Jahre haben sich viele Bürger Hoffnungen gemacht, dass die Belastung ein Ende hat. Diese Hoffnungen wurden von der Politik geschürt. Dann ist die Hoffnung wie eine Seifenblase geplatzt.“

Bevor im Juli 2009 die Entscheidung gefallen war, die Pläne für die Nutzung des Bombenabwurfplatzes Wittstock zu stoppen, hatte der CDU-Wehrexperte Thomas Kossendey bereits 1990 kund getan: „Das Totenglöckchen für die Range hat geläutet“. Die Zeit sei reif, über die Schließung zu verhandeln.

Thomas Kossendey, der auch morgen wieder dabei ist, hatte 2001 noch die Chance gesehen, „die Zahl der Flüge über der Range zu reduzieren“. Eine Entlastung stellte im August 2008 auch der seinerzeitige Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) in Aussicht. 2009 gab der Minister bekannt, die Bundesregierung stoppe ihre Pläne für das „Bombodrom“ in Wittstock. Gleichzeitig platzte in Nordhorn der Traum von der Entlastung.

Ebenso unerfüllt blieb die Zusage des seinerzeitigen Ministerpräsidenten und späteren Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD), der im GN-Interview 1994 erklärte, das Land Niedersachsen werde alle tatsächlichen und rechtlichen Mittel ausschöpfen, um für die Schließung der Range zu kämpfen. Später, im Bundestagswahlkampf forderte er: „Der Platz muss weg“.

Doch es hat sich wenig geändert. „Seit dem 11. Juli 1947 erbringt die Region ein Sonderopfer“, erklärte gestern Kreisverwaltungsdirektor Henning Kammer. Der Übungsbetrieb werde fortgesetzt, obwohl in unmittelbarer Nähe das Kernkraftwerk Lingen liege sowie in Gronau, Ahaus und Coevorden kerntechnische Anlagen betrieben würden. Zusätzlich gebe es in der Grafschaft vier „Seveso-II-Betriebe“, deren Sicherheit besonders hohe Priorität genießt. In der Schutzzone I von Nordhorn-Range liege ein Kindergarten, und seit Jahrzehnten müssten die Pastoren bei Beerdigungen damit rechnen, dass während der Zeremonie Tornados über ihre Köpfe donnerten.

„Man mutet uns zu viel zu. Wir werden doppelt belastet“, sagt auch Notgemeinschafts-Sprecher Detlef Rüger. Einerseits bleibe die Entlastung für Nordhorn-Range aus, andererseits würden die Laufzeiten für die Atomkraftwerke und damit die Zeit der Risiken verlängert. Rüger hofft daher, dass möglichst viele Menschen zur Kundgebung kommen.