Notgemeinschaft Nordhorn-Range

Neue Mahnsäule gegen Nordhorn-Range

Beitrag vom 10.05.2010

Holzskulptur als Geschenk der Bürgerinitiative „Freie Heide“ aus Wittstock an Stadt übergeben

Eine neue Mahnsäule gegen Rüstung, Krieg und die beiden letzten verbliebenen deutschen Bombenabwurfplätze Nordhorn-Range und Siegenburg steht seit Sonnabend auf dem Grünstreifen an der Parkpalette neben dem VVV-Turm. Die Eichensäule ist ein erneutes Geschenk des Bildhauers Wolfgang Dicks und der Bürgerinitiative „Freie Heide“ an die Stadt im Kampf gegen die Range, nachdem die erste Holzskulptur von 1997 verwittert und nicht mehr auf dem neuesten Stand ist.

Von Thomas Kriegisch - Nordhorn. Hatte die alte Mahnsäule aus der Kyritz-Ruppiner Heide noch drei armdicke Äste, die den Widerstand gegen die Bombenabwurfplätze Range, Siegenburg und Wittstock symbolisierten, so weist nach dem erfolgreichen Protest der „Freien Heide“ gegen das „Bombodrom“ bei Wittstock und dem Rückzug der Bundeswehr die neue Holzskulptur nur noch zwei Äste auf.

„Die Heide ist frei“ stand nun auch auf den bunten Postkarten, die bei der Übergabe der neuen Mahnsäule am Sonnabendvormittag ein Vertreter der BI „Freie Heide“ aus Brandenburg aufmunternd an die Nordhorner verteilte. Nachdem die Bundeswehr etliche Prozesse gegen die Bürgerinitiative verloren und die Wiederinbetriebnahme des ehemaligen Bombenabwurf- und Truppenübungsplatzes nach jahrelangen Protesten der Menschen entnervt aufgegeben hatte, soll das auch den Grafschaftern im nun schon Jahrzehnte langen und zermürbenden Kampf gegen Nordhorn-Range Hoffnung und Mut machen und zum Durchhalten aufrufen.

Rainer Kühn, Gründungsmitglied und „Chronist“ der Anfang der 1990er Jahre gegründeten BI „Freie Heide“, brachte die Stationen des langwierigen Widerstands mit einem Gandhi-Zitat auf den Punkt: „Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich – und dann gewinnst du.“ Und die Gäste aus Brandenburg, die zur Übergabe der Mahnsäule gekommen waren, machten deutlich, dass die Nordhorner im Kampf gegen die Range weiterhin auf die Unterstützung, Solidarität und Erfahrung der erfolgreichen BI „Freie Heide“ bauen können.

achdem die Stadt die neue Mahnsäule zwischen Parkpalette und Firnhaberstraße aufgestellt hatte, konnten der Nordhorner „Arbeitskreis Frieden“, „Nooit meer/Nie wieder“, die „Initiative GeRecht“ und der „Ökumenische Arbeitskreis Frieden“ (Fachgruppe Frieden und Sicherheit) passend zum 8. Mai zur offiziellen Übergabe einladen. „Wir müssen uns gemeinsam gegen Krieg und Gewalt wenden. Deshalb ist der Tag für die Einweihung der Mahnsäule, der 8.Mai, gut gewählt, um an die Schrecken und das Elend der Menschen zu erinnern, das in den Kriegen der Vergangenheit angerichtet wurde“, sagte Bürgermeister Meinhard Hüsemann. Es seit wichtig daran zu erinnern, dass ein Krieg Gewalt auslöst, Menschen tötet, Länder verwüstet, Elend verursacht und auch Generationen später noch mit den Folgen zu leben ist. Der Schrecken von Krieg und Gewalt dürfe nie vergessen werden. Vielmehr müsse aus dem Leid die Verpflichtung abgeleitet werden, für Versöhnung und Frieden sowie für die Achtung vor den Menschen einzutreten: „Das ist eine Botschaft, an die durch die Mahnsäule erinnert wird.“

Alle sollten darauf hinwirken, „dass die Kriege dieser Welt ein Ende haben“, forderte Hüsemann: „Weltweit werden Kriege und bewaffnete Konflikte ausgetragen, zum Schaden der betroffenen Menschen.“ Eine Mahnsäule allein könne nicht dabei helfen, Kriege zu beenden: „Sie wird uns aber jederzeit bewusst machen, dass es Menschen gibt, die das Vorhandensein von Kriegen friedlich bekämpfen und ihren Kampf in die Öffentlichkeit tragen.“

Hüsemann sprach die Hoffnung aus, dass ein friedlicher Kampf gegen den Krieg das Bewusstsein der Menschen in kleinen Schritten verändern könne. „Die Aufhebung des Bombenabwurfplatzes Nordhorn-Range wäre auch ein Schritt auf dem Weg in einen allumfassenden Frieden“, meinte der Bürgermeister. Die Mahnsäule, die sich gegen die militärischen Übungsplätze mit den Inschriften „Nicht hier und anderswo“ und dem Dorothee Sölle-Zitat „Rüstung tötet ohne Krieg“ richtet, und die Zusammenarbeit des „Arbeitskreises Frieden“ mit der Bürgerinitiative „Freie Heide“ seien sichtbare Bemühungen für den Frieden, wobei die Erfolge jedoch nur in kleinen Schritten zu erzielen seien.

Dass der Erfolg der „Freien Heide“ gegen das „Bombodrom“ auf dem Weg zum Frieden ein bedeutender Schritt sei, machte Dr. Kirsten Tackmann (BI „Freie Heide“ und Bundestagsabgeordnete der Linken) deutlich. „Wir haben es geschafft, dass die Bundeswehr abrücken muss“, sagte Tackmann, die bereits zum dritten Mal im Kampf gegen die Range Nordhorn besuchte. Seit Mitte April habe man nun auch durch den formalen Verzicht der Bundeswehr Sicherheit, dass die Armee den Übungsplatz aufgibt und die Kyritz-Ruppiner Heide wieder den Menschen zurückgegeben wird. Die Politikerin der Linken forderte mit Blick auf den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, dass dem „Nie wieder Krieg“ der Nachkriegszeit heute ein „Nie wieder Krieg vom deutschen Boden aus“ folgen müsse.

„Wir brauchen diese Luft-Boden-Übungsplätze nicht“, forderte in ihrem Grußwort Gudrun Möller-Wiegand für den „Arbeitskreis Frieden“. Mit dem Geschenk der neuen Mahnsäule zeige die „Freie Heide“ ihre Solidarität im Kampf gegen die Range. Viele Nordhorner seien bei dem Jahrzehnte langen Protest müde geworden, heute richte sich der Widerstand vor allem gegen die Lärmbelästigung der Range und für eine Gleichbehandlung mit Wittstock. Dass reiche dem Arbeitskreis jedoch nicht: Die Range müsse vielmehr weg, um keine Kriege mehr zu unterstützen, um Geld für die Sozial- und Gesundheitsbereiche freizusetzen und die Natur und Umwelt zu schonen.

Eindringliche Worte für den Frieden und gegen den Krieg fand bei der kleinen Feierstunde Reinhard Prüllage, der aus Wolfgang Borcherts „An diesem Dienstag“ las. Ihren „Traum vom Frieden“ besangen Lou Bakker-Weckenborck und Gisela Hill-Hage an der Gitarre.