Notgemeinschaft Nordhorn-Range

Kreis sucht Gespräch mit Jung

Beitrag vom 11.07.2009

Hüsemann: „Angst vor einer drohenden Mehrbelastung“

Von Irene Schmidt - Nordhorn. Franz Josef Jung hatte gestern zwar klar gesagt, „eine Erhöhung der Belastung in Nordhorn und Siegenburg wird ausgeschlossen“, aber er erklärte nicht, auf welche Belastung er sich da bezieht. Im Konzept für Nordhorn-Range sind 4000 Übungsflüge pro Jahr vorgesehen, erläuterte gestern Nordhorns Bürgermeister Meinhard Hüsemann. Im Jahr 2008 habe es jedoch nur 1608 Flüge gegeben. Welche Maßzahl der Bundesverteidigungsminister am Donnerstag im Sinn hatte, als er eine Erhöhung ausschloss, ist weiter offen. Sollte er die im Konzept vorgesehene Flugzahl gemeint haben, so könnten die Flüge auf Nordhorn-Range mehr als verdoppelt werden. „Vor dieser drohenden Mehrbelastung habe ich Angst“, sagte dazu Meinhard Hüsemann. Seine Mindestforderung sei, die Belastung für Nordhorn-Range um jenen Anteil zu senken, der in Wittstock hätte geflogen werden können. Nach Hüsemanns Einschätzung könnten dann mehr als die Hälfte der rund 1600 Flüge aus dem Jahr 2008 entfallen. Seine Hauptforderung aber laute: „Wir wurden 62 Jahre lang hingehalten. Damit muss nun endlich Schluss sein. Die Range soll weg.“

Um diese Forderung soll es auch in einem Gespräch mit dem Bundesverteidigungsminister gehen, um das Landrat Friedrich Kethorn gestern in einem Brief an Dr. Franz Josef Jung gebeten hat. An diesem Gespräch will er Bürgermeister Meinhard Hüsemann sowie die Bundestagsabgeordneten Dr. Hermann Kues (aus Lingen/CDU) und Dieter Steinecke (aus Uelsen/SPD) beteiligen. Er bitte um einen unbürokratisch kurzfristigen Termin, schreibt Kethorn. Der Grafschafter Landrat war bereits am Donnerstag vormittag, bevor der Verteidigungsminister mit seiner Entscheidung vor die Presse trat, von Staatssekretär Thomas Kossendey über die Entscheidung Jungs informiert werden. Für die frühzeitige Information bedankt sich Kethorn in seinem Schreiben. Er verhehlt jedoch nicht, dass er die Entscheidung, Wittstock aufzugeben und die Schießplätze in Nordhorn und Siegenburg auf unbestimmte Zeit weiter zu nutzen, „mit großer Bestürzung und Enttäuschung“ aufgenommen habe. Die Bevölkerung in der Grafschaft Bentheim habe, aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Schießplatz und der jahrzehntelang ertragenen Lärmbelästigung und Gefährdung, die Entscheidung des Ministers mit Befremden aufgenommen, schreibt Kethorn und setzt fort: „Sie fühlt sich von der Politik hintergangen, nachdem Sie, sehr geehrter Herr Minister, und Ihre Vorgänger im Amt, immer wieder bekräftigt haben, dass der Luft-Boden-Schießplatz Nordhorn unmittelbar von der Nutzung des Schießplatzes in Wittstock profitieren wird. Dies wird nicht zuletzt auch durch das Konzept für die Nutzung der Luft-Boden-Schießplätze in der Bundesrepublik Deutschland deutlich.“ Im Namen und Auftrag des Grafschafter Kreistags sowie in Abstimmung mit dem Nordhorner Bürgermeister wiederhole er daher die Bitte, „die von Ihnen immer wieder betonte Gleichbehandlung der Schießplätze in Wittstock und Nordhorn umzusetzen, mit der Folge, dass der Luft-Boden-Schießplatz Nordhorn ebenfalls geschlossen wird. Das wäre die logische Konsequenz des Verzichts auf das so genannte Bombodrom in der Wittstocker Heide“.

Darüber hinaus äußert Kethorn „erhebliche Sicherheitsbedenken“ in Bezug auf die Pläne zum Ausbau des Flughafens Twente für die zivile Luftfahrt, die zu einer konzentrierten Ballung des Flugverkehrs über der Grafschaft führen könne.

Diese Sorge wiederholte gestern auch der Nordhorns Bürgermeister Meinhard Hüsemann gegenüber der Presse. Der deutschen Luftwaffe seien diese Pläne bislang überhaupt nicht bekannt gewesen, kritisierte Hüsemann, obwohl Nordhorn-Range dicht an der geplanten Einflugschneise des Flughafens Twente liege.

Hüsemann will am Montag die neue Situation mit dem Vorsitzenden der Notgemeinschaft Nordhorn-Range besprechen. Er halte neue Proteste für möglich und werde sie nicht zu verhindern suchen, erklärte Hüsemann gegenüber den GN. Ihm sei jedoch auch klar, dass möglichst viele Menschen zur Teilnahme motiviert werden müssten. Hüsemann wörtlich: „Es bringt nichts, mit hundert Leuten da zustehen. Es müssen schon tausende sein.