Notgemeinschaft Nordhorn-Range

Heute kommt der erste „Eurofighter“

Beitrag vom 16.03.2011

22 Prozent weniger Anflüge auf Nordhorn-Range – Wer ersetzt Wehrpflichtige?

Mit insgesamt 1509 Zielanflügen an nur 66 Nutzungstagen ist der Übungsbetrieb auf Nordhorn-Range 2010 auf den niedrigsten Wert seit Übernahme des Platzes durch die Bundeswehr gesunken. Auf dem Luft-Boden-Schießplatz geht unterdessen der Ausbau der Infrastruktur weiter. Völlig unklar sind die Auswirkungen der anstehenden Bundeswehr-Strukturreform auf Betrieb, personelle Ausstattung und dienstliche Zuordnung des Platzes.

Von Rolf Masselink - Nordhorn. Der verantwortliche Flugbetriebsoffizier (Range Control Officer) ist seit Anfang März bereits ein Zivilist, die letzten von zurzeit noch zehn Wehrpflichtigen werden den kleinen Luftwaffen-Standort in der Engdener Wüste im Laufe des Jahres verlassen. Wer sie ersetzen soll, wenn demnächst die Wehrpflicht ausgesetzt wird, weiß zurzeit niemand. Zwar ist bereits klar, dass die angekündigte Bundeswehr-Strukturreform und das Aussetzen der Wehrpflicht auch auf Nordhorn-Range erhebliche Auswirkungen haben werden. Aber welche Auswirkungen das sein werden, das kann auch Brigadegeneral Wolfgang Brüschke, als stellvertretender Befehlshaber im Wehrbereich Küste der oberste Vorgesetzte für den Nordhorner Schießplatz, bisher nicht abschätzen. „Wir stehen vor der tiefgreifendsten Reform in der Geschichte der Bundeswehr“, stellte Brüschke gestern im Anschluss an die jährliche Sitzung der Fluglärmkommission fest. Sie werde massive Veränderungen in der Führungs- und Organisationsstruktur bringen. Frühestens im Sommer, so hofft Brüschke, werde klar werden, was die Reform bedeutet – auch für Nordhorn-Range.

„Mit höchster Transparenz“ hatte der Brigadegeneral zuvor gemeinsam mit Platzkommandant Oberstleutnant Dieter Rübarsch und hochrangigen Vertretern der Luftwaffe die Vertreter der umliegenden Städte, Landkreise und Gemeinden sowie Behördenvertreter über das Übungsgeschehen auf der Range im vergangenen Jahr informiert. Das markierte einen neuen historischen Tiefstand im jahrzehntelangen Betrieb des Schießplatzes: 2010 übten an 66 Nutzungstagen (Vorjahr: 91) auf Nordhorn-Range 185 Flugzeuge, das sind 107 Einsätze oder 36,6 Prozent weniger als 2009. Dabei kamen insgesamt 1509 Zielanflüge zusammen (427 Anflüge oder 22,1 Prozent weniger als 2009), darunter 30 Nachtanflüge. Änlich niedrige Zahlen hatte es bereits einmal im Jahre 2007 gegeben. Damals waren 1542 Zielanflüge gezählt worden.

Grund für diesen Rückgang sind nach Angaben der Bundeswehr Strukturveränderungen in der Luftwaffe. Dort sank die Zahl der Einsatzgeschwader, verbleibende Geschwader haben mit der Umrüstung auf neue Flugzeugmuster begonnen, vor allem auf den „Eurofighter“.

Am heutigen Mittwoch soll erstmals einer dieser „Eurofighter“ zu einer Stippvisite über Nordhorn-Range kreisen. Ohne scharfen Waffeneinsatz werde das neue Flugzeugmuster „im Trockenbetrieb“ nur die Zielanflugverfahren der Range erproben, erklärte der Platzkommandant.

Wann der „Typhoon“ in Nordhorn in den echten Übungseinsatz gehen soll, ist offenbar ebenfalls unklar. Zwar wird das Flugzeug, das bisher nur als reines Jagdflugzeug in die Luftwaffe eingegliedert wurde, in den kommenden Jahren den „Tornado“ auch als Jagdbomber ersetzen. Aber welche Waffen er dann tragen wird – und ob der Einsatz dieser Waffen in Nordhorn geübt werden kann und soll – das sei derzeit völlig offen, meint Oberst Pedro Renn von der zuständigen 2. Luftwaffendivision.

Wie geplant weitergeführt wird hingegen der Ausbau der Infrastruktur auf dem Schießplatz. Der Neubau für die Feuerwache, seit Jahren von den zur Range abkommandierten Feuerwehrmännern aus Rheine-Bentlage sehnlichst erwartet, ist seit September im Bau. Die Feuerwache soll im Sommer 2011 fertig sein. Ebenfalls noch in diesem Jahr soll ein neues Wachgebäude bezugsfertig werden, mit dessen Bau demnächst begonnen wird.