Notgemeinschaft Nordhorn-Range

40 Prozent weniger Übungs-Anflüge Range wurde 2007 nur an 74 Tagen genutzt – Zahlen der 90er Jahre „vom Tisch"?

Beitrag vom 14.03.2008

Der Übungsbetrieb auf Nordhorn-Range ist 2007 drastisch zurückgegangen. Der Schießplatz wurde nur noch an 74 Tagen genutzt, dabei kamen 1542 Zielanflüge zusammen. Bundeswehrführung und Verteidigungsministerium halten an dem Ziel fest, die Übungsbelastungen auf drei Schießplätze einschließlich Wittstock zu verteilen.

Von Rolf Masselink - Nordhorn. Ein neues Gesicht prägte die Jahressitzung der so genannten Lärmschutzkommission am gestrigen Donnerstag auf dem Range-Gelände: Brigadegeneral Wolfgang Brüschke – seit Januar Nachfolger von Admiral Manfred Hartmann als stellvertretender Befehlshaber im Wehrbereich Küste und damit zuständig für die Verwaltung von Nordhorn-Range – stellte in der Range-Kommandantur die Jahresbilanz des Schießplatzbetriebes vor.

Demnach wurde 2007 auf der Range an 74 Tagen geübt, das ist rund ein Drittel weniger als im Vorjahr. Die Zahl der Zielanflüge sank von 2580 um 40 Prozent auf 1542. Das ist der niedrigste Wert, der seit Veröffentlichung von Jahresdaten jemals auf der Range genannt wurde. Selbst nach Ende des „Kalten Krieges" hatte es in den 1990er Jahren – noch unter britischer Verwaltung – zwischen 12000 und 16000 Zielanflüge gegeben. Bei Übernahme des Platzes durch die Bundeswehr im Jahre 2001 waren es noch 3571, seitdem war der höchste Wert mit 5050 Anflügen im Jahr 2004 erreicht worden.

Als Grund für den deutlichen Rückgang nannte Luftwaffengeneral Harald Riedel von der 2. Luftwaffendivision die intensive Nutzung von Übungsmöglichkeiten im Ausland sowie die beginnende Umrüstung von Kampfeinheiten vom „Tornado" auf den künftigen „Eurofighter".

Riedel schloss nicht aus, dass in den kommenden Jahren auf der Range wieder mehr geübt wird. Aber „die Zahlen der 1990er Jahre werden wir sicher nicht wieder erreichen" – auch als Folge der Truppenreduzierungen bei der Bundeswehr mit Auflösung kompletter Verbände.

Hauptnutzer der Nordhorn-Range bleibt weiterhin die Bundesluftwaffe. Ihre Maschinen stellten im vergangenen Jahr gut 77 Prozent des Übungsbetriebes, genau so viel wie im Vorjahr. Zehn Prozent der Übungen entfielen auf amerikanische, gut sechs Prozent auf belgische und knapp sechs Prozent auf niederländische Flugzeuge.

Der Lärm, den dieser Übungsbetrieb verursacht, führte zu 22 offiziellen Beschwerden – genau so viele wie 2006. Die Luftwaffe habe „ein großes Interesse, Regelverstöße der Piloten auch festzustellen", betonte General Riedel. Dabei helfe ein neues computergestütztes zentrales Überwachungsverfahren. Es verbessere die Kontrollmöglichkeiten erheblich. Dieses „ZFÜ" hat die veralteten „Skyguard"-Radarmessungen abgelöst. Es ist in den vergangenen Wochen auch in der Grafschaft und im Emsland vorgestellt worden (die GN berichteten).

Trotz der juristischen Auseinandersetzungen um eine Inbetriebnahme des Schießplatzes im brandenburgischen Wittstock halte die Bundeswehr „bis in die Führung des Ministeriums hinein" an ihrem Ziel fest, den Übungsbetrieb auf drei Plätze zu verteilen. Wittstock, um ein vielfaches größer als die Range, biete Raum für Übungsverfahren, die in Nordhorn nicht trainiert werden könnten. Auf der Wunschliste der Militärs stehen unter anderem gemeinsame Übungen von Luftwaffen- und Bodeneinheiten. Dafür ist die Range – und erst recht der Platz im bayerischen Siegenburg – viel zu klein.

Die Vertreter der Anrainer-Kommunen gaben den Militärs erneut ihre Sorge um die Lärmschutzzonen mit auf den Weg. Eine Neufestlegung der Anfang der 1970er Jahre festgeschriebenen Schutzzonen kommt nicht in Gang. Die derzeitigen Schutzzonen beschneiden drastisch die Raumplanung sämtlicher Anrainergemeinden – zumal sie fast 200 Quadratkilometer umfassen und damit weit mehr als doppelt so groß sind wie um den Frankfurter Rhein-Main-Flughafen.